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3.3.2 BewertungGrundwasser Grundwasserneubildungsfunktion Die Grundwasserneubildung spielt für die quantitative Erhaltung und Erneuerung der Grundwasservorräte eine zentrale Rolle. Planerisch relevant, da durch Art und Intensität der Flächennutzung beeinflussbar, ist dabei insbesondere der oberflächennahe Infiltrationsprozess, d. h. die Versickerung der Niederschlagsanteile durch die grundwasserungesättigte Zone im Boden in das oberste Grundwasserstockwerk. Diese Prozesse der Grundwasserneubildung sind insbesondere von folgenden Einflussfaktoren abhängig:
Unter Berücksichtigung der o. g. Faktoren wurde eine flächendifferenzierte Beurteilung der Grundwasserneubildung auf Grundlage des Verfahrens Dörhöfer & Josopait (1980) vorgenommen. Die Einschätzung bezieht sich dabei auf den oberflächennahen Infiltrationsprozess und vernachlässigt die der Bodenpassage nachgeordneten Prozesse, wie die Versickerung und Speicherung im Gestein oder die Rückführung in den Oberflächenkreislauf. Aussagen über das Grundwasserdargebot sind daher nur bedingt möglich. Da in die Beurteilung Kriterien wie die Niederschlagsverteilung einfließen, welche in der Realität durch fließende Übergänge charakterisiert sind, dürfen die dargestellten Grenzlinien gleichfalls nicht flächenscharf interpretiert werden. Die Bewertung der Grundwasserneubildungsraten erfolgte entsprechend der nachstehenden Tabelle. Tab. 3: Bewertung der Grundwasserneubildungshöhe
* hier: weniger oder gleich (als Zeichen in html nicht darstellbar) Da die Verteilung der mittleren Jahresniederschläge innerhalb der Region Oberfranken-Ost eine sehr große Spannbreite von < 650 mm/a bis zu 1.300 mm/a umfasst, spiegelt sich diese Verteilung auch deutlich in den Grundwasserneubildungshöhen wider. Insgesamt ergibt sich für die Region Oberfranken-Ost folgendes Bild: Auf der Nördlichen Frankenalb weist ein gut 6 bis 7 km breiter Streifen entlang des östlichen Albtraufs mit erhöhten Niederschlägen überwiegend mittlere Grundwasserneubildungshöhen von 200 bis 250 mm/a und vereinzelt bis 300 mm/a auf. In den westlich angrenzenden Bereichen dominieren bei etwas geringeren Niederschlägen Flächen geringer Grundwasserneubildungshöhen von 100 – 200 mm/a. Als Durchschnittswert ist für die Fränkische Alb eine mittlere Grundwasserneubildung von gut 200 mm/a anzusetzten. Im Obermainischen und Oberpfälzischen Hügelland dominieren entsprechend der relativ geringen Niederschläge geringe bis sehr geringe Grundwasserneubildungshöhen. Die geringsten Neubildungsraten von < 100 mm/a ergeben sich in den Flusstälern im Nordwesten des Naturraumes d. h. insbesondere in den Tälern von Rotem und Weißem Main sowie Zaubach. Im südöstlichen Bereich des Naturraums sind bei etwas höheren Niederschlägen auch mittlere Grundwasserneubildungshöhen insbesondere auf durch Sandsteine geprägten Standorten zu finden. Als Durchschnittswert ist für das Bruchschollenland eine geringe Grundwasserneubildungshöhe von rund 150 mm/a anzusetzten. Östlich der Fränkischen Linie im Bereich des kristallinen Grundgebirges überwiegen mittlere Grundwasserneubildungshöhen, da hier die Niederschläge zunehmen und die Böden höhere Sandanteile und damit geringere Verdunstungsraten aufweisen. Teilbereiche des Frankenwaldes und des Fichtelgebirges, wie z.B. das Weißenstädter Becken oder zentrale Bergkuppen wie Ochsenkopf und Schneeberg, weisen hohe Grundwasserneubildungsraten von 250 bis 350 mm/a auf. Hier überdecken die hohen Niederschläge (1.000 mm/a und mehr) andere, die Grundwasserneubildung vermindernde Faktoren wie das Relief und die Bewaldung. Nicht berücksichtigt ist hierbei allerdings das geringe Speichervermögen der im kristallinen Grundgebirge vorherrschenden Grundwasserleiter. Die ermittelten Neubildungsraten tragen hier nicht zwangsläufig zur Auffüllung der Grundwasservorräte bei, sondern werden z. T. auch rasch wieder an die Oberflächengewässer abgegeben, so dass die Maxima nach Angaben des LfW eher bei 225 mm/a liegen dürften. Geringe Neubildungsraten von 100 bis 200 mm/a ergeben sich im Gebiet des kristallinen Grundgebirges zum einen in den stärker bewaldeten östlichen Teilen der Selb-Wunsiedler Hochfläche (z. B. Selber Forst) und zum anderen im Bereich um Hof, wo die Niederschläge auf Grund kontinentaler Einflüsse sowie des Regenschattens des Fichtelgebirges bzw. des Frankenwaldes wieder abnehmen. Im Bereich der Selb-Wunsiedler Hochfläche liegt die durchschnittliche Grundwasserneubildung nach Angaben des LFW bei 180 mm/a. Rückhaltevermögen für nicht sorbierbare Stoffe Die Beurteilung des Rückhaltevermögens für nicht sorbierbare Stoffe (z.B. Nitrat) liefert als Grundlage für den Grundwasserschutz eine Einschätzung, inwieweit diese Stoffe in der durchwurzelbaren Bodenzone zurückgehalten werden. Maßgebliche Einflussfaktoren sind: · die nutzbare Feldkapazität des effektiven Wurzelraums (nFKWe), · die klimatische Wasserbilanz, welche als Indikator für die Sickerwasserhöhe fungiert. Entscheidend ist dabei die Frage, ob und in welchem Ausmaß die Sickerwassermenge die nFKWe übersteigt. Großflächige Bereiche mit einem hohen Rückhaltevermögen für nicht sorbierbare Stoffe sind insbesondere im Bereich des Obermainischen Hügellandes vorhanden. Ausschlaggebend sind hierfür die relativ geringen Niederschlagsmengen und die hohen nFKWe-Werte der Böden. Ausgenommen ist allerdings ein noch zu dieser naturräumlichen Einheit gehörender Streifen im Vorland von Fichtelgebirge und Frankenwald, wo überwiegend Böden geringer nFKWe verbreitet sind. Ein hohes Rückhaltevermögen weisen zudem die nordöstlichen Randbereiche der Selb-Wunsiedler Hochfläche, insbesondere der Selber Forst und die Feldfluren um Schirnding und Hohenberg a. d. Eger auf. Auch hier sind Böden mit hohen nFKWe-Werten verbreitet, während die Niederschlagswerte sowie die Wasserbilanz auf Grund der Lage im Lee des Fichtelgebirges eher geringer ausfallen. Auf der Nördlichen Frankenalb ist der Bereich des Veldensteiner Forstes als Gebiet mit einem hohen Rückhaltevermögen für nicht sorbierbare Stoffe hervorzuheben. Ein mittleres Rückhaltevermögen für nicht sorbierbare Stoffe weisen das Oberfälzische Hügelland, südwestliche Teilbereiche des Obermainischen Hügellandes, große Teile der Selb-Wunsiedler Hochfläche sowie Teilbereiche der Nördlichen Frankenalb auf. Flächen mit einem geringen Rückhaltevermögen für nicht sorbierbare Stoffe dominieren im Nordwestlichen Frankenwald, der Münchberger Hochfläche und im Mittelvogtländischen Kuppenland. Auch in Teilbereichen der Nördlichen Frankenalb sind Gebiete mit einem geringen Rückhaltevermögen verbreitet. Das geringste Rückhaltevermögen weisen die Bereiche des Hohen Fichtelgebirges auf. Maßgeblich sind hier die hohen Niederschläge von mindestens 1.000 mm/Jahr sowie die entsprechend hohen Werte der klimatischen Wasserbilanz, welche den Einfluss der nFKWe der Böden deutlich überlagern. Als Bereiche ohne Angaben (noData) wurden zum jetzigen Stand die Flächen eingestuft, wo die nFKWe nur in einer sehr groben Spannweite einzuschätzen ist und sich in Anwendung des Bewertungsrahmens (vgl. Methodikband) eine Spanne für das Rückhaltevermögen ergibt, welche von gering bis hoch reicht und somit keine klare Aussage möglich ist. Oberflächenwasser Gewässergüte Die Gewässergüte der Region Oberfranken-Ost wird von den Gewässergüteklassen I bis II und II (gering belastet und mäßig belastet) dominiert. Dieses positive Ergebnis ist zum einen auf das vergleichsweise dichte Gewässernetz bei gleichzeitig relativ geringer Bevölkerungsdichte zurückzuführen, da hierdurch mehr Gewässer als Vorfluter für Kläranlagen zur Verfügung stehen und somit ein stärkerer Verdünnungseffekt eintritt. Zum anderen haben viele Gewässer der Region ihren Ursprung im Frankenwald oder im Fichtelgebirge und sind durch eine hohe Fließdynamik und ein hohes Selbstreinigungsvermögen bei geringen Schad- und Nährstoffeinträgen gekennzeichnet. Nicht zuletzt ist die kontinuierliche Verbesserung der Reinigungsleistung der Kläranlagen bei einem im Landesdurchschnitt liegenden Anschlussgrad der Bevölkerung von 93 % zu nennen. Die wenigen und ausnahmslos kurzen Gewässerabschnitte mit starker bis übermäßiger Verschmutzung (Güteklassen III, III bis IV und IV) sind auf Düngerfrachten aus landwirtschaftlichen Nutzflächen, überlasteten oder veralteten Kläranlagen sowie auf Abwässer aus kleineren Ortschaften ohne zentrale Abwasserbehandlung zurückzuführen. Röslau und Kösseine weisen unterhalb von Marktredwitz erhöhte Quecksilberbelastungen in Sediment und Schwebstoffen auf, welche aus jahrzehntelangen altindustriellen Abwassereinleitungen resultieren. Gewässerversauerung Zusätzlich zur Gewässergüte wurde auch die Gewässerversauerung kartografisch dargestellt, da dies für die Region Oberfranken-Ost von besonderer Relevanz ist. Insbesondere im Frankenwald und im Fichtelgebirge finden sich Fließgewässer, die zwar reich an Sauerstoff und organisch nur sehr gering belastet sind, welche aber z. T. eine hohe Säurekonzentration aufweisen. Letztere ist bedingt durch die basenarmen Regionen des Frankenwaldes und des Fichtelgebirges mit anstehendem Granit, in denen die sauren Niederschläge durch die geringe Ionenkonzentration und niedrige Wasserhärte nur schlecht abgepuffert werden können. Die Deposition säurebildender Verbindungen wird in den häufigen Fichtenmonokulturen durch den sogenannten „Auskämmeffekt“ sogar noch erhöht. Daher sind gerade die naturnahen und somit ökologisch wertvollsten Oberläufe in Waldbereichen betroffen, in denen früher eine reich vernetzte Lebensgemeinschaft von Bakterien, Algen, Wasserpflanzen, Wirbellosen und Fischen vorkam. Gewässer mit ständig stark saurem Wasser unterhalb des Quellbereiches (Säurezustandsklasse IV) sind die Püttlach, die Fichtenohe und der Rote Main, welche im Lindenhardter Forst im Naturraum Nördliche Frankenalb entspringen, und der Froschbach, der im Frankenwald entspringt und in die Selbitz mündet. Alle weiteren Bäche bzw. Flüsse der Region Oberfranken-Ost mit der Säurezustandsklasse IV entspringen dem Hohen Fichtelgebirge im gleichnamigen Naturraum. Dies sind die Heidenaab, die Kronach, die Fichtelnaab, der Zinnbach, der Weiße Main, der Birkenbach, die Röslau, die Lamitz, der Steinbach und die Steinselb. Gewässerstruktur und Auenfunktion Die Begriffe Gewässerstruktur und Auenfunktion bezeichnen die Gesamtheit aller morphologischen Elemente, die ein Gewässer und seine Aue kennzeichnen, wie Linienführung, Quer- und Längsprofil, Sohl- und Ufersubstrat, Geschiebe, Vegetation etc. sowie ihr funktionales Zusammenspiel. Sie dienen als Maßstab für die Funktionsfähigkeit des Systems und damit für die Naturnähe der durch diese Strukturen angezeigten dynamischen Prozesse. Durch Unterhaltungs- und Baumaßnahmen können sie direkt beeinflusst werden und sind daher von besonderer Planungsrelevanz. Anzustreben ist die Förderung möglichst naturnaher, nur ihrer eigenen Dynamik unterliegender Fließgewässer. Das LEK kann hierzu Hinweise für vordringliche Renaturierungsmaßnahmen liefern. Die Gewässerstruktur der Fließgewässer 1. Ordnung wurde schon in Kapitel 3.3.1 (Fließgewässer) behandelt. Hier sollen die bedeutendsten Fließgewässer der Region Oberfranken-Ost, ausgehend von den Daten des Bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft (LfW) bezogen auf ihre Struktur und ihre Auenfunktion nur kurz beschrieben werden. Fließgewässerabschnitte mit relativ geringen bis mäßigen Beeinträchtigungen der Gewässerbettstruktur und Auenfunktion sind in der Region Oberfranken-Ost generell noch weit verbreitet. Besonders zu erwähnen sind hier Wiesent, Fichtenohe, Pegnitz, Steinach, Ölschnitz z. W. M., Südliche Regnitz, die Oberläufe von Rotem Main, Weißem Main und Sächsischer Saale, sowie Teile von Trebgast, Schorgast, Wilder Rodach, Haidenaab, Selbitz und Eger. Längere Gewässerabschnitte mit starken Beeinträchtigungen der Gewässerbettstruktur und Auenfunktion finden sich vor allem am Roten Main unterhalb Bayreuth, am Weißen Main unterhalb Trebgast, an der Sächsischen Saale zwischen Schwarzenbach und Brunnenthal, der Schwesnitz und der Wilden Rodach. Ein Großteil stark beeinträchtigter Gewässerabschnitte liegt innerhalb von Ortslagen, wo auch die Auenbereiche häufig beeinträchtigt sind. Häufige Beeinträchtigungen sind Veränderungen der Durchgängigkeit und des Abflussverhaltens durch Querbauwerke, Sohl und Uferverbauungen sowie eine nicht standortgemäße Nutzung der Auenbereiche. Einzelne Gewässerabschnitte sind zudem auf Grund von Wasserableitungen für die Elektrizitätsgewinnung und einer hiermit einhergehenden unzureichenden Niedrigwasserführung in ihrer Durchgängigkeit beeinträchtigt. Dies betrifft bespielsweise Abschnitte der Selbitz im Höllental oder der Eger im Bereich der Neudorfer Mühle. Als Besonderheit ist auf die sogenannten Floßbäche im Frankenwald wie insbesondere Lamitz, Langenau und Rodach hinzuweisen. Diese Fließgewässer wurden durch den im 16. Jahrhundert beginnenden Gewässerausbau zur Förderung der Flößereiwirtschaft verändert und sind daher auch unter dem Gesichtspunkt der Denkmalpflege zu betrachten.
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