392     Landschaftsräume des Nordwestlichen Frankenwaldes

 




 

 

Vorranggebiete

392.1

Gipskeuperhänge westlich Neuenmarkt und östlich Stadtsteinach

Die großflächig unzerschnittenen Waldgebiete mit höheren Laubholzanteilen wie insbesondere der Geroldgrüner Forst und das Steinachtal mit seinen Nebentälern sollen aufgrund ihrer hervorragenden Bedeutung als Lebensraum für Tierarten mit großen Arealansprüchen vorrangig erhalten und gesichert werden. Hiermit soll zugleich die hervorragende Qualität der Waldgebiete für das Landschaftsbild und ihre Eignung für die ruhige, naturbezogene Erholung bewahrt werden. Des Weiteren sollen die naturnahen Auenbereiche und grundwassernahen Sonderstandorte sowie die klimatisch-lufthygienische Ausgleichsfunktion in den Tal­niederungen der Steinach und der Wilden Rodach gesichert werden.

Das Gebiet zeichnet sich durch seine großflächigen, unzerschnittenen Waldbereiche aus, die hohe Anteile natur­naher Laub- und Mischwaldbestände aufweisen. Die wertvollsten Bereiche des Geroldsgrüner Forstes sollen als Naturschutzgebiete unter besonderen Schutz gestellt werden. Im Bereich des Steinachtals und seiner Nebentäler finden sich Fragmente von Au- und Feuchtwäldern sowie weitere wertvolle Lebensräume der Quell­bereiche und feuchten Talauen. Die naturnahen und kaum belasteten Fließgewässer wie Steinach und Wilde Rodach bereichern die Biotopvielfalt und weisen insbesondere in der Steinach und ihrer Nebengewässer charakteristische Arten wie Koppe und Edelkrebs auf. Herausragende Lebensraumelemente im Gebiet sind unter anderem die Steinach­klamm mit besonders bedeutsamen offenen Felsbereichen sowie das Natur­waldreservat Kühberg. Charakteristische Tierarten sind Eisvogel, Wespen­bussard und Turteltaube. An schützenswerten Pflanzenarten treten beispielsweise Arnika, Bärwurz, Perückenflockenblume, Fieberklee und verschiedene Orchideenarten auf. Weiterhin belegen Tierarten wie Fischotter und Schwarz­storch, welche auf großflächig unzerschnittene Lebensräume angewiesen sind, sowie verschiedene Fledermausarten die heraus­ragende Lebens­raum­be­deutung des Gebietes. Darüber hinaus weisen viele Fließgewässer im Frankenwald historische Relikte der Flößerei auf, welche denkmalpflegerischen Wert besitzen und das Landschaftserleben bereichern.

Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen innerhalb des dargestellten Vorrang­gebietes müssen mit seiner vorrangigen Zweckbestimmung, d. h. den für das Gebiet benannten Zielen des Arten- und Biotopschutzes, zu vereinbaren sein. Eingriffe, welche die Lebensraumqualität oder das Erscheinungsbild dieser Landschaft erheblich beeinträchtigen, sind zu vermeiden. Insbesondere sollen Zerschneidungen der Waldbereiche durch Verkehrstrassen vermieden werden. Um die Versauerungsgefährdung zu vermindern, soll zudem der Laubholzanteil in den Nadelwaldbeständen deutlich erhöht werden. Beeinträchtigungen störungsempfindlicher Arten und Lebensräume durch die Erholungsnutzung sollen durch geeignete Lenkungsmaßnahmen vermieden werden. In den Niederungen ist eine bodenschonende Flächennutzung in Form von Grünland zu erhalten und zu fördern. Die Rodungsinseln und Wiesentäler sind offen zu halten und ihre Durchgängigkeit durch Entfernung von Fichtenriegeln wiederherzustellen. Dies fördert zugleich die Wirksamkeit der Kalt- und Frischluftleitbahnen entlang der Bachläufe, welche von Barrieren freigehalten werden sollen. Die stellenweise beeinträchtigte Gewässerbettstruktur ist in ihrer Durchgängigkeit zu verbessern, wobei jedoch die Belange der Denkmalpflege zu berücksichtigen und die Relikte der Flößerei im Frankenwald zu erhalten sind.

392.2

Stebener Rodungsinsel

Das dargestellte Gebiet soll auf Grund seiner hervorragenden Bedeutung als Lebensraum für gefährdete Pflanzengesellschaften des Grünlandes und der Magerrasen sowie auf Grund der landesweit bedeutsamen Vorkommen an Wiesenbrütern vorrangig gesichert werden. Zugleich soll hiermit die besondere Bedeutung des Gebietes für das Landschaftserleben und die ruhige, naturbezogene Erholung, insbesondere im Umkreis des Kur­ortes Bad Steben, erhalten werden.

Die Stebener Rodungsinsel ist gekennzeichnet durch eine kleinstrukturierte Kultur­land­schaft mit überwiegend landwirtschaftlicher Nutzung. Es finden sich Nieder­moore sowie Magerwiesenkomplexe mit gefährdeten Pflanzen­gesell­schaften wie Borst­gras­rasen und Rotschwingel-Rotstraußgraswiesen. Vor­kommende Arten sind beispielsweise Bärwurz, Arnika, Wiesen-Leinblatt, Stattliches Knaben­kraut und Dukatenfalter. Hinzu kommen auf spät gemähtem Grünland Vor­kommen von Wiesenbrütern wie Braun­kehlchen, Wiesenpieper und Bekassine.

Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen innerhalb des dargestellten Vorranggebietes müssen mit seiner vorrangigen Zweckbestimmung, d. h. den für das Gebiet benannten Zielen des Arten- und Biotopschutzes zu vereinbaren sein. Eingriffe, welche die Lebensraumqualität oder das Erscheinungsbild dieser Landschaft erheblich beeinträchtigen, sind zu vermeiden. Zur Verringerung landwirtschaftsbürtiger Stoffeinträge in die für Arten und Lebens­räume wertvollen Bereiche sollen an Fließgewässern und in empfindlichen Feucht­bereichen Pufferstreifen eingerichtet werden.

392.3

Höllental

Auf Grund seiner hervorragenden Bedeutung als Lebensraum und Biotopverbundachse für Arten der Fließgewässer und Feuchtlebensräume sowie licht- und wärmeliebende Arten soll das Höllental am Flusslauf der Selbitz vorrangig gesichert werden. Hiermit sollen zugleich seine hervorragenden Landschaftsbildqualitäten und seine hervorragende Eignung für die ruhige naturbezogene Erholung gesichert sowie die Erhaltung noch weitgehend naturnaher Fließgewässer einschließlich ihrer Uferzonen und natürlichen Überschwemmungsgebiete sowie die Erhaltung und Entwicklung von Böden mit hervorragender Bedeutung als Standort für seltene Lebensgemeinschaften gewährleistet werden.

Das Höllental ist gekennzeichnet durch einen engen Durchbruch der Selbitz und die zahlreichen, häufig senkrecht aufragenden Felswände. Die Felsen und Blockschutthalden bieten wertvolle Lebensräume für licht- und wärmeliebende Pflanzen- und Tierarten, darunter zahlreiche bedrohte Schmetterlingsarten. Der Flusslauf der Selbitz ist trotz einiger wasserbaulicher Eingriffe noch weitgehend naturnah und im Talgrund finden sich erhaltenswerte Au- und Schluchtwälder.

Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen innerhalb des dargestellten Vorranggebietes müssen mit seiner vorrangigen Zweckbestimmung, d. h. den für das Gebiet benannten Zielen des Arten- und Biotopschutzes, zu vereinbaren sein. Eingriffe, welche die Lebensraumqualität oder das Erscheinungsbild dieser Landschaft erheblich beeinträchtigen, sind zu vermeiden. Um die weiter fortschreitende Verbuschung der Felshänge zu begrenzen, sollen in den oberen Hangpartien Felsfreilegungen durchgeführt werden. Der kontinuierliche Übergang von den Feuchtbiotopen der Aue bis hin zu den trockenen Felsbiotopen der Talhänge ist zu erhalten. Beeinträchtigungen der wertvollen Bereiche für Arten und Lebensräume sollen durch eine Lenkung der Erholungssuchenden vermieden werden. Die natürlichen Standortgegebenheiten der Auen und das natürliche Überflutungsregime sind zu gewährleisten. Beeinträchtigungen der Gewässerbettstruktur und -durchgängigkeit durch Querbauwerke sollen vermieden und die Lebensraum- und Verbundfunktionen für Arten der Fließgewässer und Feuchtbiotope durch Verbesserungen der Gewässergüte, der Gewässerbettstruktur und insbesondere der ökologischen Durchgängigkeit des Fließgewässers weiter gefördert werden. Wasserentnahmen aus der Selbitz sollen so begrenzt werden, dass die Mindestwasserführung den Ansprüchen der aquatischen Lebensgemeinschaft dieses Gewässers genügt.

Vorbehaltsgebiete

392.4

Großflächige unzerschnittene Nadelwaldbestände im Frankenwald

Die großflächig unzerschnittenen Nadelwaldbestände des Frankenwaldes sollen aufgrund ihrer hervorragenden Bedeutung als Lebensraum für Tierarten mit großen Arealansprüchen erhalten und weiterentwickelt werden. Hiermit soll zugleich die hervorragende Qualität der Waldgebiete für das Landschaftsbild und ihre Eignung für die ruhige, naturbezogene Erholung bewahrt werden.

Das Gebiet zeichnet sich durch seine großflächigen, unzerschnittenen Waldbereiche aus, welche für Tierarten mit großen Arealansprüchen wie Wildkatze und Schwarzstorch geeignete Lebensraumbedingungen bieten. Es ergänzt und verbindet die Waldbestände des Vorranggebietes 392.1.

In dem dargestellten Gebiet kommt den Belangen des Naturschutzes und der Landschaftspflege ein besonderes Gewicht zu. Alle raumbedeutsamen Maßnahmen und Planungen sollen so abgestimmt werden, dass die besonderen Qualitäten und Entwicklungspotenziale des Vorbehaltsgebietes nicht beeinträchtigt werden. Insbesondere soll eine Zerschneidung des Vorbehaltsgebietes durch Verkehrstrassen ver­mieden werden. Entlang der Fließgewässer noch vorhandene, wertvolle Biotope, wie etwa Reste von Bruch- oder Schluchtwäldern, sollen gesichert und miteinander vernetzt werden. Um die Versauerungsgefährdung zu vermindern und den Biotopverbund zu dem angrenzenden Vorranggebiet 392.1 zu verbessern, ist der Laubholzanteil in den Nadelwaldbeständen deutlich zu erhöhen.

392.5

Erholungsflächen des Frankenwaldes

Das dargestellte Gebiet soll wegen seiner hervorragenden Erholungs- und Landschaftsbildqualitäten sowie aufgrund seiner besonderen Bedeutung und seines Entwicklungspotenzials für gefährdete Lebensräume und deren Arten gesichert und weiterentwickelt werden.

Eine hohe Anzahl von Rodungsinseln prägt den südlichen und östlichen Teil des Frankenwaldes. Das Vorbehaltsgebiet stellt sich daher als kleinstrukturierte und abwechslungsreiche, traditionell geprägte Kulturlandschaft mit teils forstlicher, teils landwirtschaftlicher Nutzung dar, welche von hervorragender Bedeutung für die ruhige naturbezogene Erholung ist. In den landwirtschaftlich genutzten Bereichen finden sich teilweise noch historische Flurformen, die das Landschafts­bild bereichern. Das Gebiet zwischen Schwarzenbach und Naila ist zudem durch seine vielen kleinen Quellen und Quellbäche gekennzeichnet, die häufig tiefe Kerbsohlentäler bilden und eine besondere Bedeutung für die Sicherung und Entwicklung von Lebensräumen haben. Die Waldgebiete weisen eine besondere Bedeutung und Entwicklungspotenziale für gefährdete Lebensräume und deren Arten auf und können Puffer- und Ergänzungsfunktionen für die angrenzenden Kernlebensräume gefährdeter Arten übernehmen.

In dem dargestellten Gebiet kommt den Belangen des Naturschutzes und der Landschaftspflege ein besonderes Gewicht zu. Alle raumbedeutsamen Maßnahmen und Planungen sollen so abgestimmt werden, dass die besonderen Qualitäten und Entwicklungspotenziale des Vorbehaltsgebietes nicht beeinträchtigt werden. Insbesondere soll zur Aufrechterhaltung der Erholungs­funktionen eine Zerschneidung oder Verlärmung des Vorbehaltsgebietes durch Verkehrstrassen ver­mieden werden. Entlang der Fließgewässer noch vorhandene, wertvolle Biotope, wie etwa Reste von Bruch- oder Schluchtwäldern, sollen gesichert und miteinander vernetzt werden. Um die Versauerungsgefährdung zu vermindern, ist der Laubholzanteil in den Nadelwaldbeständen deutlich zu erhöhen. Stoffeinträge aus der Landwirtschaft sollen vermieden und bestehendes wert­volles Extensivgrünland erhalten werden. In intensiver genutzten Hangbereichen und Hochflächen sollen Kleinstrukturen neu angelegt und historische Flurformen durch geeignete Maßnahmen wieder stärker erlebbar gemacht werden.


 
 

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