6.1.2      Raumbezogene Zielkategorien (Karte 4.1)

Gebiete mit hervorragender Bedeutung als Standort für seltene Lebensgemeinschaften sowie für die Sicherung empfindlicher oder schutzwürdiger Böden


B 6         In Gebieten mit hervorragender Bedeutung des Bodens als Standort für seltene Lebensgemeinschaften sowie für die Sicherung empfindlicher oder schutz-würdiger Böden wie sie in Karte 4.1 dargestellt sind, soll Flächenverbrauch beispielsweise durch Versiegelung, Überbauung oder Bodenabbau mit besonderer Priorität vermieden werden. Die natürlichen Standortqualitäten dieser Böden sollen als Grundlage für die Bewahrung der Vielfalt der Böden und der Biodiversität erhalten werden. Maßnahmen, die zu Veränderungen des Bodenwasser- oder Nährstoffhaushalts führen können, sowie nachteilige Stoffeinträge sollen vermieden bzw. in geeigneter Weise rückgängig gemacht werden. In Auenbereichen ist dabei insbesondere die Erhaltung bzw. Wiederherstellung eines natürlichen Überflutungsregimes von hoher Bedeutung.  


Die intensive Nutzung der mitteleuropäischen Landschaft bedingt eine Nivellierung der Bodenverhältnisse zugunsten von frischen und insbesondere gut nährstoffversorg­ten „Durchschnittstandorten“. Besonders nährstoffarme, extrem trockene oder feuch­te sowie dynamischen Prozessen wie z.B. kontinuierlichen Überschwemmungen unterliegenden Standorte sind demgegenüber auf Restflächen zurückgedrängt. Für den Naturschutz und die Landschaftspflege sind diese Extremstandorte zur Sicherung der Vielfalt der Böden sowie zur Erhaltung und Entwicklung der auf derartige Standorte angewiesenen und i. d. R. gefährdeten Arten und Lebensgemeinschaf­ten von hervorragender Bedeutung. Ihrem Erhalt kommt deshalb besondere Priorität zu. Die Gebiete der Region Oberfranken-Ost, in denen der Boden eine hervorragende Bedeutung als Standort für seltene Lebensgemeinschaften sowie für die Sicherung empfindlicher oder schutzwürdiger Böden aufweist sind in Karte 4.1 dargestellt. Besondere Schutzprioritäten bestehen danach vor allem für folgende Standorte:

  • Extreme, noch weitgehend extensiv genutzte Feuchtstandorte wie Hochmoorlebensräume (> 10 ha) und Bereiche die nach der potenziellen natürlichen Vegetation als Hochmoorstandorte ausgewiesen sind und gehäufte Vorkommen von Hochmoorbiotopen < 10 ha bzw. überwiegend als Grünland genutzte Feuchtwiesenstandorte aufweisen. Derartige Moorstandorte finden sich in der Region Oberfranken-Ost insbesondere im Fichtelgebirge am Fichtelsee sowie bei Nagel und Wurmloh, auf der Selb-Wunsiedler Hochfläche in den Niederungen von Zeitelmoos- und Dieserbach, bei Häusellohe sowie in der Torfmoorhölle westlich Weißenstadt und im Oberen Vogtland in Teilbereichen des Rehauer Forstes.
  • Extrem flachgründige, zumeist trocken-warme Standorte mit überwiegend extensiver Nutzung. Solche Standorte sind vor allem im Bereich der Fränkischen Alb an den steilen Talhängen von Wiesent, Ailsbach, Püttlach, Kainach und Truppach verbreitet, wo sie die Grundlage für die Herausbildung wärmeliebender Biotopkomplexe wie z.B. Trocken- und Halbtrockenrasen bilden. Als extrem flachgründige Standorte sind auch die Blockschutthalden und Blockmeere des Fichtelgebirges hervorzuheben, welche auf Grund des niederschlagsreichen Mittelgebirgsklimas jedoch eher ein feuchteres Milieu aufweisen und Sonderstandorte für spezialisierte Moos und Flechtenarten darstellen. Einen weiteren Sonderstandort bilden die Serpentinstandorte, welche sich am südöstlichen Rand der Münchberger Hochfläche von Götzmannsdorf bis Wurlitz erstrecken. Die besondere Bodenchemie dieser Bereiche bildet die Grundlage für die Herausbildung spezialisierter Pflanzengesellschaften, wie z.B. der Serpentinfarngesellschaft.
  • Noch weitgehend intakte Auenböden, welche durch regelmäßige Überschwemmungen gekennzeichnet sind. Diese Böden bilden einen grundlegenden Standortfaktor für gefährdete und an dynamische Prozesse angepasste Arten der Gewässerauen. Der Sicherung und Verbesserung dieser Standorte und ihres natürlichen Überflutungsregimes kommt nicht nur aus Gründen des Boden- sowie Arten- und Biotoschutzes sondern auch der Hochwasserrückhaltung hohes Gewicht zu. In der Region Oberfranken-Ost finden sich an vielen Gewässern Teilbereiche mit noch weitgehend intakten Auenböden. Als größere Gewässerauen sind hier beispielhaft hervorzuheben die Niederungen des Main mit dem Weißen und dem Roten Main, die Talniederungen von Wiesent, Truppach und Püttlach, die Gewässerauen von Lamitz und Südlicher Regnitz sowie Teile der Niederungen von Sächsischer Saale, Selbitz, Eger und Röslau.
  • Archivböden und Geotope, d. h. erdgeschichtliche Bildungen der unbelebten Na­tur, die Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde und des Lebens vermitteln.

 

Gebiete mit besonderer Bedeutung des Bodens als Standort für seltene Lebensgemeinschaften sowie für die Sicherung empfindlicher oder schutzwürdiger Böden


B 7         In den in Karte 4.1 dargestellten Gebieten mit besonderer Bedeutung des Bodens als Standort für seltene Lebensgemeinschaften sowie für die Sicherung empfindlicher oder schutzwürdiger Böden soll Flächenverbrauch beispielsweise durch Versiegelung, Überbauung oder Bodenabbau nach Möglichkeit vermieden werden. Die Nutzungen sollen an die spezifischen Empfindlichkeiten dieser Böden angepasst und die natürlichen Standortqualitäten, d. h. insbesondere der natürliche Wasser- und Nährstoffhaushalt, durch geeignete Maßnahmen wiederhergestellt werden.      
In Gebieten mit besonderer Versauerungsgefährdung sind geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die natürlichen Bodenfunktionen zu sichern bzw. wiederherzustellen und Belastungsverlagerungen auf andere Schutzgüter wie z.B. Grund- und Oberflächengewässer zu vermeiden bzw. ihnen vorzubeugen. Die forstwirtschaftliche Nutzung soll hier an den geringen Versauerungswiderstand der Böden angepasst werden, wozu vordringlich der Laubholzanteil der Waldbestände deutlich zu erhöhen ist.
 


Die Gebiete der Region Oberfranken-Ost, in denen der Boden eine besondere Bedeutung als Standort für seltene Lebensgemeinschaften sowie für die Sicherung empfindlicher oder schutzwürdiger Böden aufweist, sind in Karte 4.1 dargestellt. Sie umfassen:

  • Frische Grünlandstandorte mit noch weitgehend standortgerechter Nutzung, wie sie insbesondere im Ahorntal und der Zeubachniederung sowie in Nebentälern der Flussläufe und feuchten Senken auf der Münchberger und der Selb-Wunsiedler Hochfläche sowie im Obermainischen/Oberpfälzischen Hügelland vorkommen.
  • Mäßig trockene und trockene Böden mit geringer nutzbarer Feldkapazität und noch weitgehend extensiver Nutzung, welche insbesondere im östlichen Teilbereich der Wiesentalb, am Albanstieg, im Bereich des am Ostrand des Ober-mainischen/Oberpfälzischen Hügellandes gelegenen Muschelkalkhöhenzuges sowie kleinflächig auf Diabas-Kuppen im Frankenwald (Stebener Rodungsinsel) und im Mittelvogtländischen Kuppenland vorkommen. Zu erwähnen sind zudem der Marmor- und Kalksilikatzug sowie einzelne Basaltkuppen im Bereich der Selb-Wunsiedler Hochfläche.
  • Ehemals intakte Auenböden, d. h. Böden in Auenbereichen, deren natürliche Funktionsfähigkeit stark beeinträchtigt ist und wiederhergestellt werden soll. Dies betrifft in der Region Oberfranken-Ost vor allem Auenabschnitte innerhalb von Siedlungsgebieten.
  • Waldstandorte mit einer hohen Versauerungsgefährdung, welche großflächig insbesondere auf den basenarmen Standorten des Fichtelgebirges und des Frankenwaldes verbreitet sind und kleinflächig in den sonstigen Grundgebirgsregionen östlich der Fränkischen Linie, auf den Buntsandsteinrücken des Obermainischen/Oberpfälzischen Hügellandes sowie im Veldensteiner Forst vorkommen.

Unter diesem Zieltyp sind zum einen weniger extrem ausgeprägte und zumeist bereits stärker veränderte Sonderstandorte sowie besonders versauerungsgefährdete Böden zusammengefasst. Indem die Sonderstandorte vor Flächenverbrauch bewahrt werden, kann ein Beitrag zur Sicherung der Vielfalt der Böden geleistet werden. Diese Bereiche sind auf Grund ihrer standörtlichen Gegebenheiten als Suchräume von Bedeutung. Innerhalb dieser Suchräume sind Verbesserungsmaßnahmen zur Wiederherstellung natürlicher Standortqualitäten im Bereich der Feldflur und daran angepasster Nutzungen sowohl aus Gründen des Bodenschutzes wie auch des Arten- und Biotopschutzes besonders zielführend.

Großflächige Beeinträchtigungen der Bodenfunktionen durch Stoffeinträge sind in der Region Oberfranken-Ost vor allem auf den basenarmen Waldstandorten des Frankenwaldes und des Fichtelgebirges zu beobachten. Die für die Versauerung ursächlichen Säurebildner aus der Atmosphäre werden mit dem Niederschlag in die Waldbestände eingetragen und im Kronenraum der Wälder ausgefiltert. Dabei sind die Depositionsraten in Nadelwaldbeständen auf Grund der ganzjährigen Benadelung und der kleineren Oberfläche gegenüber Laubwaldbeständen um ca. 15 bis 20 % erhöht. Zudem begünstigt die schlechte Zersetzbarkeit der Nadelstreu eine im Vergleich zu Laubwaldbeständen stärkere Versauerung des Oberbodens. Durch eine deutliche Erhöhung des Laubholzanteils kann diese Verstärkung der Versauerungstendenz vermindert werden. Für eine dauerhafte Sicherung und Revitalisierung der gefährdeten Waldbestände und ihrer Bodenfunktionen, sind über die genannten Maßnahmen hinaus weitere Anstrengungen zur Reduzierung der Immissionsbelastungen unerlässlich.


Gebiete mit besonderer Bedeutung für die Erhaltung der Bodenfunktionen auf relativ naturnahen und noch weitgehend unbeeinträchtigten Standorten


B 8         In den in Karte 4.1 dargestellten Gebieten mit besonderer Bedeutung für die Erhaltung der Bodenfunktionen auf relativ naturnahen und noch weitgehend unbeeinträchtigten Standorten ist Flächenverbrauch beispielsweise durch Versiegelung, Überbauung oder Bodenabbau nach Möglichkeit zu vermeiden. Die für den Schutz der Bodenfunktionen bedeutsamen Nutzungen sind in diesen Bereichen zu erhalten und eine weitere Nutzungsintensivierung zu vermeiden. Unter dem Gesichtspunkt der Umweltvorsorge soll langfristig auch in Nadelwaldbeständen auf Standorten mit geringer oder mittlerer Versauerungsgefährdung der Laubholzanteil deutlich erhöht werden.  


Diese Zielsetzung gilt in der Region Oberfranken-Ost für folgende Standorte:

·                Böden unter großflächigen Grünlandgebieten, soweit diese nicht bereits als Sonderstandorte erfasst sind,

·                Waldböden mit geringer oder mittlerer Versauerungsgefährdung.

In Wald und Grünlandgebieten sind Beeinträchtigungen der Bodenfunktionen durch mechanische Belastungen oder erosionsbedingten Bodenabtrag i. d. R. weitestgehend ausgeschlossen. Darüber hinaus weisen Grünlandstandorte sowie Waldböden mit geringer oder mittlerer Versauerungsgefährdung auch kaum physikalische  und chemische Veränderungen auf, so dass insgesamt von einer vergleichsweise hohen Naturnähe dieser Böden und Intaktheit der natürlichen Bodenfunktionen auszugehen ist. Derartige Standorte sind in der Region Oberfranken-Ost größerflächig insbesondere auf der Fränkischen Alb und im Obermainischen/Oberpfälzischen Hügelland verbreitet. In den Grundgebirgsregionen treten sie nur kleinflächig auf. Da die atmosphärischen Säureeinträge in die Waldbestände der Region Oberfranken-Ost sehr hoch sind, d. h. größtenteils über 5.000 eq/ha liegen, empfiehlt es sich allerdings auch in Nadelwaldbeständen auf Standorten mit geringer oder mittlerer Versauerungsgefährdung den Laubholzanteil zu erhöhen, um das Risiko einer langfristigen Überschreitung kritischer Belastungsgrenzen zu vermindern.


Gebiete mit besonderer Bedeutung für den Schutz des Bodens durch Erhalt erosionsschützender Vegetations- und Nutzungsstrukturen


B 9         Auf den in Karte 4.1 dargestellten Standorten hoher potenzieller Erosionsgefährdung mit dauerhaft bodendeckenden Vegetations- und Nutzungsstrukturen ist ein Grünlandumbruch zu unterlassen. Waldflächen in erosionsgefährdeten Lagen sind in besonderem Maße in ihrem Bestand zu sichern und unter besonderer Berücksichtigung der Versauerungsgefährdung zu bewirtschaften. Großflächige Kahlschläge sollen in diesen Bereichen vermieden werden.  

Große Flächen des Fichtelgebirges und des Frankenwaldes weisen eine hohe potenzielle Erosionsgefährdung auf, sind derzeit aber durch Waldbestände vor Erosion geschützt. Dem Erhalt dieser zu großen Teilen durch den Eintrag von Säurebildnern gefährdeten Wälder kommt daher auch aus Gründen des Erosionsschutzes eine hohe Bedeutung zu.

Neben Waldbeständen weist zudem die Grünlandnutzung in erosionsgefährdeten Lagen eine hohe erosionsschützende Wirkung auf. Diese Schutzfunktionen lassen sich erhalten, indem Grünlandumbruch oder eine Übernutzung des Grünlandes in derartigen Lagen vermieden werden. Dies entspricht den Grundsätzen der „Guten fachlichen Praxis“ in der Landwirtschaft, wie sie im Bundesnaturschutzgesetz aufgeführt werden.

Gebiete mit besonderer Bedeutung für den Schutz des Bodens durch Entwicklung erosionsschützender Vegetations- und Nutzungsstrukturen


B 10       Auf Standorten mit aktuell hoher Erosionsgefährdung soll der Bodenabtrag durch geeignete Bewirtschaftungsmaßnahmen entsprechend den Grundsätzen der "Guten fachlichen Praxis" in der Landwirtschaft soweit vermindert werden, dass erhebliche Beeinträchtigungen der natürlichen Ertragsfähigkeit und der sonstigen natürlichen Bodenfunktionen weitestgehend vermieden werden.    



Bodenerosion führt zu einem Verlust an durchwurzelbarer Bodensubstanz sowie zur Verarmung des Bodens an Humus und Pflanzennährstoffen. Hiermit verbunden ist eine irreversible Beeinträchtigung sämtlicher natürlicher Bodenfunktionen sowie ein nicht gewünschter Eintrag von Nähr- und Schadstoffen in Gewässer. Durch geeignete Bewirtschaftungsmaßnahmen entsprechend den Grundsätzen der "Guten fachlichen Praxis" in der Landwirtschaft können Erosionserscheinungen vermindert werden (vgl. auch Kap. 11.1).

In stark erosionsgefährdeten Lagen ist ein wirksamer Erosionsschutz insbesondere durch eine Erhöhung des Grünland­anteils zu erreichen. Auf den ackerbaulich genutzten Flächen lässt sich das Erosions­risiko durch Maßnahmen zur Verkürzung der erosionswirksamen Hanglänge sowie geeignete Bewirtschaftungsmaßnahmen wie die Wahl erosions­mindernder Frucht­folgen, hangparallele Bearbeitung, Zwischen­begrünung und Untersaaten vermindern. Besonderer Handlungsbedarf besteht insbesondere in folgenden Gebieten:

  • Im Norden der Region auf nahezu allen unbewaldeten Flächen im Naturraum Frankenwald; im Westen von Wartenfels bis südlich in die Münchberger Hochfläche nach Bad Berneck.
  • Im Naturraum Nördliche Frankenalb nördlich und östlich von Hollfeld, sowie von Plankenfels über Waischenfeld bis Pottenstein; im Süden auf den unbewaldeten Flächen bei Betzenstein.
  • Am nördlichen Fuß des Fichtelgebirges und in den südlich liegenden unbewaldeten Bereichen bei Waldershof.


 

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