3.4.2 Bewertung

Im Mittelpunkt der Beurteilung des Schutzgutes Klima steht das Vermögen landschaftlicher Teilräume, über Luftaustauschprozesse klimatischen und lufthygienischen Belastungen entgegenzuwirken. Im Einzelnen werden dabei folgende Aspekte betrachtet:

·                Kaltluftproduktionsfunktion,

·                Kaltluftstau- und -sammelgebiete,

·                Inversionsgefährdung,

·                Kalt- und Frischlufttransportbahnen.

Kaltluftproduktionsfunktion

Kaltluft entsteht in Strahlungsnächten über Oberflächen, deren wärmeisolierende Wirkung hoch ist, die also nur wenig Wärme an die oberflächennahen Schichten abgeben, sowie Oberflächen mit niedriger Ausgangstemperatur, wie unbedeckte Böden in nassen und schattigen Lagen. Gute Kaltluftproduzenten sind daher Torfböden, unbedeckte Böden, Brachen und feuchtes Grünland.

Die kartographisch dargestellte Kaltluftproduktionsfunktion spiegelt deutlich die Verteilung von großflächigen Wald- und Offenlandbereichen in der Region 5 wider. Flächen mit hoher Kaltluftproduktion finden sich vorrangig in den zentralen Talbereichen, großflächig vor allem in den Tälern des Mains und der Trebgast. Darüber hinaus treten die ackerbaulich genutzten Bereiche der Nördlichen Frankenalb, der Münchberger Hochfläche, der Selb-Wunsiedler Hochfläche und des Mittelvogtländischen Kuppenlandes deutlich als Gebiete hoher Kaltluftproduktion hervor. Als Bereiche durchschnittlicher Kaltluftproduktion sind die Waldflächen aufzufassen, womit insbesondere das Fichtelgebirge und der Frankenwald aber auch sonstige über die Region Oberfranken-Ost verteilte große Waldbereiche wie der Veldensteiner Forst, der Selber Forst oder der Rehauer Forst hervortreten.

Kaltluftstau- und -sammelgebiete/ Inversionsgefährdung

Die Ansammlung von Kaltluft ist insbesondere in abflusslosen Mulden und Talniederungen mit geringen Sohlneigungen (< 1°) zu erwarten. Derartige Kaltluftstau- und -sammelgebiete konzentrieren sich vor allem in den Talniederungen des Obermainischen Hügellandes wie z.B. in den Tälern von Schorgast, Unterer Steinach, Weißem Main, Trebgast, Rotem Main, Main, Friesenbach und dem oberen Pegnitztal. In der nördlichen Frankenalb gilt dies für das Tal der Truppach. In den östlichen Teilen der Region Oberfranken-Ost, d. h. in den zum Ostbayerischen Grundgebirge zählenden Naturräumen, kommt es reliefbedingt kaum zur Kaltluftstagnation.

Die Einstufung der potenziellen Inversionsgefährdung anhand der Nebelstrukturkarte des Deutschen Wetterdienstes [1] weist für alle größeren Tallagen der Region Bereiche mit Talnebel aus. Für die Darstellung von Bereichen potenziell hoher Inversionsgefährdung wurde die Auswertung weiter differenziert und auf der Grundlage des Klimaatlas von Bayern Bereiche mit Talnebel mit der Nebelhäufigkeit > 40 Tage verschnitten. Als Ergebnis zeigt sich eine deutliche Differenzierung der Region von West nach Ost. Als Bereiche potenziell hoher Inversionsgefährdung treten die größeren Tallagen der nördlichen Frankenalb und des Obermainischen Hügellandes deutlich hervor. Von besonderer Bedeutung ist dies vor allem für die Ober- und Mittelzentren Bayreuth, Kulmbach und Pegnitz. Da stagnierende Kaltluft zu einer erhöhten Immissionsgefährdung beitragen kann, überlagern sich die kaltluftgefährdeten und die inversionsgefährdeten Bereiche häufig.

Kalt- und Frischlufttransportbahnen

Kalt- und Frischluftzufuhr ist insbesondere für klimatisch oder lufthygienisch belastete Bereiche von hoher Bedeutung. Das Risiko bebauungsbedingter klimatischer Belastungen (Wärmebelastung) nimmt mit der Intensität (Versiegelungsgrad) und Flächengröße der Bebauung zu. Die größten Belastungen und damit auch der höchste Bedarf an klimatischen Ausgleichsleistungen sind innerhalb des Planungsraumes damit für die Städte Bayreuth, Kulmbach und Hof zu erwarten, welche zudem mit Ausnahme von Hof in lufthygienisch ungünstigen, inversionsgefährdeten Talräumen liegen. Durch Kalt- und Frischluftzufuhr können diese Belastungen ausgeglichen werden. Dazu müssen entsprechende Kalt- und Frischluftentstehungsgebiete vorhanden sein, die über Transportbahnen mit den belasteten Räumen verbunden sind.

Kaltlufttransportbahnen

Kaltlufttransportbahnen sind offene Niederungsbereiche wie Talauen oder sonstige Tiefenlinien, in denen sich die von angrenzenden Hängen abfließende Kaltluft sammelt und auf Grund ausreichenden Gefälles der Talsohle und geringer Oberflächenrauhigkeit in Form eines Talabwindes weitertransportiert wird. Zur Beurteilung der Wirksamkeit der Kaltluftleitbahnen wurden das Gefälle der Talsohle sowie die Hangneigungen und die Größe zugeordneter Kaltlufteinzugsgebiete berücksichtigt. Inwieweit es sich bei der zufließenden Kaltluft auch um Frischluft handelt, oder ob Vorbelastungen durch Emittenten zu erwarten sind, wird im Rahmen weiterer Arbeitsschritte beurteilt.

Für Bayreuth ist der stärkste Kaltluftzufluss von Osten her durch das Tal des Roten Mains zu erwarten, dem insbesondere aus der Talniederung der Warmen Steinach sowie aus dem Ölschnitztal zusätzliche Kaltluftmassen zugeführt werden. Von Süden her kann in geringerem Umfang Kaltluft aus der Niederung des Mistelbaches herangeführt werden.

In Kulmbach ist ein Kaltluftzufluss insbesondere von Norden her über das Tal der Dobrach zu erwarten. Weitere, im Frankenwald entstehende und durch das Katzbachtal und Untere Steinachtal zur Zaubach- und Schorgastniederung hin abfließende Kaltluft kann das Stadtgebiet Kulmbachs nur bedingt erreichen. So flacht sich in Teilbereichen der Zaubachniederung sowie kurz vor Kulmbach nach dem Zusammenfluss von Schorgast und Weißem Main das Sohlgefälle der für den Kaltlufttransport relevanten Talniederung auf Werte < 1° ab, so dass am Rande des Stadtgebietes eher mit stagnierender Kaltluft zu rechnen ist.

Besser sieht die Kaltluftsituation in Hof aus. Hier führen die Täler der Nördlichen und Südlichen Regnitz, des Untreubaches und der Oelsnitz Kaltluftmassen zu. Weitere Kaltluftabflüsse, jedoch ohne Bezug zu größeren Belastungsräumen, sind in verschiedenen Talniederungen, insbesondere im östlichen Frankenwald, auf der Münchberger Hochfläche und in Randbereichen der Selb-Wunsiedler Hochfläche zu erwarten.

Frischlufttransportbahnen

Täler, die in Hauptwindrichtung, also in West-Ost-Richtung verlaufen und eine Mindestbreite von 200 m aufweisen, werden zunächst als potenzielle Frischlufttransportbahnen dargestellt. Die Beurteilung eventueller Vorbelastungen durch Emittenten ist Gegenstand nachfolgender Arbeitsschritte.

Derartige potenzielle Frischlufttransportbahnen sind in Oberfranken-Ost auf Grund der Vielzahl kleinerer und häufig in nordsüdlichen Richtungen verlaufender Talniederungen eher von untergeordneter Bedeutung. Hervorzuheben sind allerdings die von Nord-West nach Süd-Ost verlaufenden weiten Talniederungen von Main und Weißem Main unterhalb Kulmbachs. Reliefbedingt ist hier eine Bündelung westlicher Windströmungen in Richtung des Talverlaufs und Zuleitung in das Stadtgebiet zu erwarten.




[1]     Deutscher Wetterdienst: Das Klima der Bundesrepublik Deutschland Lieferung 4 (1989) Nebel; Karte Nebelstruktur – Durchschnittliche Lage der Obergrenze des Talnebels sowie der Untergrenze des Hochnebels und Wolkennebels, 1:500.000

 


 

Vorige SeiteSeitenanfangNächste Seite