3.6  Landschaftsbild und Landschaftserleben (Karte 1.5)

3.6.1 Abgrenzung und Beschreibung von Landschaftsbildräumen
(-typen)

Die drei Landschaftstypen, in die sich die Region grob gliedern lässt, Albhochfläche, Obermainisches/Oberpfälzisches Hügelland und das Grundgebirge wurden in die nachfolgend erläuterten Untereinheiten aufgeteilt. Sie ähneln zwangsläufig in ihrer Abgrenzung und Einteilung den Naturräumen, können aber auf Grund optischer und physiognomischer Kriterien abschnittsweise weiter untergliedert und differenziert werden. Sie sind der Inselkarte auf Karte 1.5 zu entnehmen.

Die Wiesentalb (XI) ist die eher flachwellige Hochebene der Fränkischen Schweiz, die durch tief eingeschnittene Täler von Wiesent, Aufseß und Ailsbach durchschnitten ist. Die typische Nutzungsabfolge beginnt mit grünlandgeprägten Tälern, die häufig noch einer natürlichen Überschwemmungs- und Grundwasserdynamik unterliegen. Sie gehen über in steile Hänge, die teils mit Nadelwald, teils aber auch mit wertvollen Laub- oder Mischwaldbeständen bestanden sind. Teilweise finden sich an den Hängen Halbtrockenrasen oder Magerrasen mit Wacholderheiden in Kombination mit bizarren Felsformationen. Auf der wasserarmen Hochfläche liegen zumeist karge Äcker (Kalkscherbenäcker) und eingestreut kleinere Wälder oder Feldgehölze. Als Übergang zum Obermainischen Hügelland zieht sich die östliche Albabdachung in Nordwest-Südost-Ausrichtung durch die Region. Ihre steilen Hänge sind mit Misch- und Nadelwald bestanden und bilden die markante Grenzlinie der Wiesentalb. In weiten Teilen des Obermainischen Hügellandes kann sie als eindrucksvolle Kulisse erlebt werden.

Die südlich angrenzende Kuppenalb (XVI) ist auf der Hochfläche stärker reliefiert. Die zahlreichen Kuppen sind meist mit Laubwald bestanden und oft von Grünland umgeben. In flacheren Bereichen wechseln sich Ackernutzung und Wiesennutzung ab. Tief eingeschnittene Täler wie im Bereich der Wiesentalb bzw. nennenswerte Fließgewässer finden sich im Bereich der Region 5 auf der Kuppenalb nicht.

Der Veldensteiner Forst (XVII) im Osten der Fränkischen Schweiz gelegen, bildet einen der großen unzerschnittenen Räume in der Region. Die sandigen bis tonigen Böden in diesem Bereich und die bereits historische Nutzung als Jagdgebiet bedingen die heutige Erscheinung als ausgedehnter Kiefern- bzw. Fichtenforst, in dem sich auch Laub- und Mischwaldinseln finden.

Im Bereich der östlichen Albabdachung (XV) im Raum Pegnitz verändert sich die Landschaft im Gegensatz zur Hochfläche der Wiesentalb. Der Grünlandanteil, die Strukturdichte und die Höhenunterschiede nehmen zu. Östlich von Pegnitz lässt dieser Eindruck jedoch wieder nach. Der Gewässeranteil steigt, was sich in Feuchtgebieten um die Quellbäche der Pegnitz widerspiegelt.

Das Obermainische Hügelland ist seiner Entstehung und geologischen Verhältnisse nach sehr unterschiedlich und daher schwer zu gliedern.

Auffällig ist der stark grünlandbetonte Hummelgau (XII) am Rand der Albabdachung, der durch diese Kulisse an Reiz gewinnt. Einige kleine bewaldete Kuppen in dem ansonsten eher flachen Abschnitt südwestlich von Bayreuth ergänzen das Landschaftsbild. Es bieten sich weite Ausblicke auf die Bruchschollenzone und das Fichtelgebirge.

Der Hummelgau geht nach Westen über in den Landschaftsbildraum Roter Main-Steinach-Gebiet (XIII). Die Landschaft ist hier flach wellig und wird bis auf die Talbereiche meist ackerbaulich genutzt. In den Auen überwiegt Grünland, die Ufer der Fließgewässer, vor allem des Roten Mains, sind oft mit Laubbäumen bewachsen. Auf den Geländerücken zwischen den Fließgewässern wird in der Regel intensive Landwirtschaft betrieben. In Teilbereichen finden sich dort auch größere Nadelwälder.

Im Osten setzt sich dieser Raum fließend in das Oberpfälzische Hügelland (XIV) fort, das noch deutlicher ackerbaulich geprägt ist. Die großräumige, flache Landschaft bietet weite Ausblicke auf die Erhebungen der Oberpfalz und das nördlich angrenzende Fichtelgebirge. Forstliche Nutzung beschränkt sich auf einzelne, größere Waldflächen, wie z.B. den Seybothenreuther Forst oder das Herrenholz. Die Flusstäler sind tiefer in die Umgebung eingeschnitten.

Von Bayreuth bis Kulmbach zieht sich die Region des Roten Maines (X). Sie wird durch die breite, von Grünland genutzte Aue des Roten Maines, durch den Sandsteinrücken mit dem markanten Anstieg von Kühnleite und Sankt Georgen Forst nordöstlich davon und den Limmersdorfer Forst auf der südlichen Keuperstufe bestimmt. Der Talgrund unterliegt ebenfalls einer natürlichen Überschwemmungsdynamik. An den flach ansteigenden Hängen nimmt die Ackernutzung zu. Die weiter entfernten, zumeist mit Nadelwald bestandenen Hänge gehen in Hochflächen über, die teils bewaldet sind (Limmersdorfer Forst) und teilweise ackerbaulich genutzt werden (Hochfläche Pechgraben/Theta).

Parallel dazu, nach Nordosten verschoben, lässt sich der Raum Schorgasttal und Tal des Weißen Maines (VIII) abgrenzen. Die Täler sind zumeist tief in die umgebende Landschaft eingeschnitten und werden überwiegend als Grünland genutzt. Auf den Hängen des zentral in diesem Landschaftsbildraum gelegenen Muschelkalkrückens sind vereinzelt noch charakteristische Heckenlandschaften anzutreffen, wie z.B. in Lanzendorf. Andernorts überwiegt zumeist intensivere Ackernutzung. In steileren Lagen wurde früher Wein angebaut (Ködnitzer Weinleite). Im Bereich des Kulmbacher und Trebgaster Forstes dominieren auf den Hängen und Hochflächen Laub-, Misch- und Nadelwälder.

Die Kulmbacher Hügellandschaft (IX) ist stark reliefiert, mit ausgeprägten Tälern und einem reich strukturierten Nutzungsgeflecht aus Acker und Grünland. Die Gewässer werden zumeist von Ufergehölzen begleitet. Die Fließgewässer liegen überwiegend in grünlandgenutzten Auen. Von einigen Stellen aus kann die Kulisse der östlichen Albabdachung und des Anstiegs zum Frankenwald erlebt werden, deren bewaldete Hänge steil aufragen. Auf dem Muschelkalkrücken westlich und südwestlich von Stadtsteinach existiert mit dem sogenannten „Bergfeld“ noch ein Rest einer charakteristischen Heckenlandschaft, wie sie, vergleichbar zum Heckengebiet bei Lanzendorf (vgl. oben), hier einst weiter verbreitet war. Nach Norden hin überwiegen intensiver ackerbaulich genutzte Gebiete.

Der Anstieg zum Frankenwald entlang der Fränkischen Linie mit einem Höhenunterschied von rund 100 bis 200 m auf kurzer Strecke bildet eine beeindruckende Kulisse. Seine hauptsächlich mit Mischwald bestandenen Hänge tragen nur in sehr steil eingeschnittenen Tälern (Steinach, Wolfsbach) Laubwald. Er geht über in die ebenfalls bewaldete Hochfläche des Frankenwaldes (III), in die viele Rodungsinseln eingestreut sind. Diese werden hauptsächlich ackerbaulich genutzt. Auf der rauen Hochfläche, die den Charme des Frankenwaldes ausmacht, bieten sich teilweise weite Ausblicke über das Obermainische Hügelland und die Fränkische Alb. An den Hangkanten existieren z. T. große Diabas-Steinbrüche, die sich auf Grund der Fernwirkung negativ auf das Landschaftsbild auswirken.

Weiter im Norden werden die Waldflächen dichter und bedecken zusammenhängend über 80 km². Diese Nadelwälder bilden den Landschaftsbildraum Wälder des Frankenwaldes (I). Sie sind durch tief eingeschnittene Täler gegliedert, an deren steilen Hängen sich Misch- und Laubwälder (z.B. Geroldsgrüner Forst) finden. Die Tallagen werden überwiegend als Grünland genutzt bzw. sind von Hochstaudenfluren bestanden. Die Bad Stebener Rodungsinsel im Norden ist eine weitläufige Hochebene, die im Gegensatz zu den südlicheren Rodungsinseln (vgl. oben) den Charakter einer „Insel“ kaum mehr erkennen lässt. Das im Oberlauf weite Tal der Selbitz verengt sich im Naturraum des Frankenwaldes zusehends. Im Höllental hat sich der Fluss in eine beeindruckende Talschlucht eingeschnitten.

Flachwellig zeigt sich die weiträumige Agrarlandschaft des Mittelvogtländischen Kuppenlandes (II). Kleine Wäldchen bereichern die ansonsten eher strukturarmen Ackerflächen. Durch diese Landschaft schlängelt sich die Sächsische Saale in einem immer enger und tiefer eingeschnittenen Tal nach Norden und knickt schließlich nach Westen. Steilere Hänge sind von Laubwäldern bedeckt, während das Tal durch Siedlungen und Staustufen stärker anthropogen geprägt ist. Daneben charakterisieren Hochstaudenfluren und naturnahe Uferbereiche den überwiegend grünlandgenutzten Talraum. Im Süden begrenzt der Rehauer Forst im Naturraum Oberes Vogtland als geschlossenes Waldgebiet die Landschaft zum Fichtelgebirge hin.

Die Münchberger Hochfläche (IV) wird vom Frankenwald im Nordwesten und dem Fichtelgebirge im Südosten gesäumt. Die Hochfläche selbst hat im Kontrast zu den Hochlagen der Mittelgebirge nur einen geringen Waldanteil. Die landwirtschaftliche Nutzung überwiegt deutlich. Zwischen sanften Bergkuppen und Höhenrücken betten sich weite flache Mulden. Letztere bedingen durch ihre Staunässe oft Grünlandnutzung. An den meisten Standorten herrscht jedoch Ackernutzung vor. Die Serpentinhänge (z.B. Haidberg oder Wojaleite) bilden eine naturkundliche Besonderheit in diesem Bereich. Saale und Selbitz ziehen sich, gesäumt von Ufergehölzen, in flachen, grünlandgeprägten Tälern durch diesen Landschaftsbildraum.

Die Berge des Hohen Fichtelgebirges (V) umringen hufeisenförmig die nach Osten offene Selb-Wunsiedler Hochfläche. Tiefe Taleinschnitte (z.B. Steinach, Weißer Main) trennen die zahlreichen Gebirgskämme. Hier kann man von manchem Ort aus weite Fernblicke in die umgebenden Landschaften genießen. Große geschlossene Waldgebiete, die überwiegend aus Fichtenforsten bestehen, bedecken die Granitlandschaft. Als Zeugen dieser Geologie treten Felsgebilde und auf den Gipfeln die Blockmeere oder Felsenlabyrinthe auf, die eine typische Moos- und Flechtenvegetation kennzeichnet. Wo Rodungsinseln den Wald unterbrechen, findet man im Umfeld der Siedlungen strukturreiche Bergwiesen und Magerrasen. Aber auch die Oberläufe der Flüsse, die hier entspringen, sowie die Moore prägen den Eindruck dieser Hauptwasserscheide Europas. Das Fichtelgebirge ist mit seinem eigenen Charakter eine ganzjährig gut besuchte Erholungslandschaft. Kleine und große Abbauflächen (Granitsteinbrüche) finden sich in dem sonst wenig durch großflächige Nutzungen beanspruchten Raum.

Die flachwellige Selb-Wunsiedler Hochfläche (VI) wird vom Hohen Fichtelgebirge eingerahmt, welches die landschaftliche Kulisse bildet. Waldbedeckte Kuppen werden hier von ackerbaulich geprägten Landschaften eingefasst. Während man in steileren Lagen der Hochfläche auf terrassenförmig angelegte Äcker trifft (z.B. bei Schönbrunn und Breitenbrunn), sind die Talsenken überwiegend von Grünland geprägt. In den Flussauen bereichern Erlenwälder Natur und Landschaft. Im Nordosten schließt sich der Selber Forst an. Im Süden bilden der Arzberger Forst und der Reichswald mit Elmberg und Ruhberg die Landschaftskulisse. Die Nadel- und Laubwälder bestimmen die Hochfläche, in die im Reichswald Rodungsinseln und Waldwiesen eingestreut sind.

Der waldbedeckte Granitrücken des Steinwaldes (VII) erhebt sich südlich des Fichtelgebirges. In diesem relativ lichten Wald bedeckt eine reiche Kraut- und Moosschicht den Boden. Kiefern und Buchen, Bergahorn, Eichen und Tannen durchsetzen den Fichtenforst. Auf manchen Lichtungen trifft man auf schöne Moor- und Waldwiesen. Ortschaften sind von Acker- und Grünland umgeben. Bäche durchziehen die Landschaft und prägen mit ihrem Gehölzsaum das Landschaftsbild.

Diese Landschaftsbildräume unterteilen sich nochmals in die unten aufgeführten Landschaftsbildeinheiten, deren landschaftliche Eigenart und Reliefdynamik jeweils für die gesamte Einheit bewertet worden ist.


 

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